Es ist die große Angst vor fallenden Kursen, die Anleger dazu bringt, größere Summen nicht mehr auf einmal, sondern nur noch scheibchenweise zu investieren. Diese Taktik mag vielleicht sicher sein, aber sie senkt die Rendite. Unter den Anlegern, aber auch bei Finanzberatern und Verbraucherschützern hält sich hartnäckig die Furcht, dass der Aktienmarkt gleich nach einer Anlage komplett einbrechen könnte. Genährt wird diese Angst von zwei Crashs in den letzten 20 Jahren, damals verlor der internationale Aktienmarkt jeweils die Hälfte seines Börsenwerts.

Keiner kann in die Zukunft sehen

Sicherheit bei der Kapitalanlage
Höhere Renditen an der Börse erzielen

Niemand weiß, wie sich die Börsen in der Zukunft entwickeln werden. Ein sicheres Mittel bei der Kapitalanlage in einer unsicheren Welt erscheint da die sogenannte Salamitaktik zu sein. Aber zu viel Sicherheit hat ihren Preis, an den Börsen wie auch im richtigen Leben. Alle, die nach und nach in den Kapitalmarkt investieren, erzielen mit dieser Taktik eine deutlich niedrigere Rendite als die Anleger, die ihr Geld sofort in eine Anlage stecken, die zu ihrem persönlichen Risikoprofil passt. Das ist wissenschaftlich erwiesen, aber offenbar bei den Anlegern in Deutschland noch nicht angekommen.

Die Strategien im direkten Vergleich

Die amerikanische Fondsgesellschaft Vanguard hat eine Analyse veröffentlicht, die deutlich macht, wo die Schwachstellen der Salamitaktik liegen. Für die Analyse wurden zwei Anleger miteinander verglichen. Der eine investiert sein Geld, 60.000 Euro, auf einmal in ein Portfolio, und zwar 60 % in Aktien, die restlichen 40 % in Anleihen. Der andere Anleger legt ebenfalls 60.000 Euro an, aber er verteilt sein Investment auf zwölf Monate und investiert am Anfang nur 5000 Euro. Das Ergebnis der Analyse ist verblüffend, denn in 70 % der Fälle schnitt die sofortige Anlage besser als die Anlage ab, die zeitlich gestaffelt wurde. Durchschnittlich lag der Unterschied bei der Rendite bei 2,4 %. Wenn die Dauer auf einen Zeitraum von drei Jahre verlängert wird, dann schneidet die Sofortanlage sogar noch besser ab, in 92 % der Fälle wurden sehr viel höhere Renditen erzielt als mit der Salamitaktik.

Wann zahlt sich die Salamitaktik aus?

Taktik an der Börse
Die richtige Taktik an der Börse

Die Sofortanlage zahlt sich aber nicht immer aus. Bei ganz bestimmten Kursverläufen ist die zeitlich verzögerte Taktik die bessere Wahl. Das ist aber nur dann der Fall, wenn die Aktienkurse zum Anfang des Anlagezeitraums zunächst fallen und dann zum Ende hin wieder ansteigen. Alle, die sofort anlegen, müssen bei einem solchen Szenario in der Anfangsphase mit deutlichen Verlusten rechnen. Diejenigen, die mit der Salamitaktik arbeiten, haben jedoch die Möglichkeit, die Aktien zu niedrigen Kursen nach und nach zu kaufen. Im Endergebnis ergibt sich so im Schnitt ein niedriger Einstiegskurs, der im Vergleich zur Sofortanlage zu einem besseren Ergebnis führt. Leider ist ein idealtypischer Verlauf des Kurses eher selten, daher stehen die Chancen für die Sofortanlage besser.

Die Angst ist größer

Die große Angst vor dem berühmten Sprung ins kalte Wasser hält viele Anleger immer noch davon ab, ihr Geld auf einen Schlag in ein gut diversifiziertes Portfolio zu investieren. Allerdings bietet die Verzögerungstaktik auch nicht immer die gewünschte Sicherheit. Wenn die schlimmsten Befürchtungen eintreten und die Aktienkurse in einer Krise in den Keller fallen, dann wird von den Anlegern ein sehr hohes Maß an Disziplin verlangt, die aber leider nur die wenigsten aufbringen.

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Sicherheit hat bei der Kapitalanlage Priorität
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